Wir beginnen zur Abwechslung einmal kurz ganz hinten.

"Weil du meine Königin bist."
Die Folge beginnt mit einer Katastrophe im Jahr 1902. Sogar buchstäblich, denn es gibt einen Flashback als Prolog, was einmalig in einem TKKG-Hörspiel sein dürfte. Drei Jungen fliehen vor dem Einsturz eines Ganges, welchen aber nur zwei überleben.
Über ein Jahrhundert später findet Tim die Aufzeichnungen eines der Jungen. Gottfried von Geiserling stieß mit seinen Freunden in einer Burgruine auf die Spuren zu einem Schatz, wohl Überreste von Beute aus einem der Kreuzzüge. Gottfried von Geiserling verstarb 1968 und verpasste die Geburt seines Enkels um wenige Jahre. Beinhart von Geiserling hat mit dem ehrenwerten Ruf seiner Familie eher wenig zu tun, sondern ist ein klassischer Bösi McEvil. Er und seine Kumpane machen sich direkt beliebt, indem sie mit einem brennenden Zigarillo fast einen Waldbrand verursachen.
Beinhart von Geiserling. Ähnlichkeit mit dem Doc aus "Spuk aus dem Jenseits" Zufall?

Àpropos, auch hier gibt's wieder Skelette zu sehen.
Während TKKG also da unten verschütt zu gehen drohen, verüben die drei Bösis einen Banküberfall mittels eines Tricks. Was wir in Gangsterdialogen hören, erfahren TKKG von ihrem Ansprechpartner Inspektor Bienert, genannt Wespe - welcher hier einen seiner letzten Auftritte in der Serie hat. Interessant ist dabei, dass auch gesagt wird, er springe vor allem ein, weil Gabys Vater kaum noch Zeit habe. Gab es damals längerfristige Planungen für einen Personalwechsel, zu deren Ausführung Wolf nicht mehr kam? Wir können nur vermuten und spekulieren ...
Wir lernen auch viel: "Steckbriefgesicht" und "Lungentorpedo" sind schöne Begriffe.

Für die Variante des Kletterns ohne Sicherung erklärt uns Karl den damals neuen Begriff "bouldern".
Überhaupt, die Folge ist nicht arm an Sprüchen. Klößchen, als er von dem Schatz erfährt: "Ich wünsch mir einen Diamanten - so groß wie mein Bauchnabel!" Okay, das wirft weitaus mehr Fragen auf, als ich Antworten benötige ...

Auch von ihm der berühmte Ausspruch: "Die härteste Droge, die wir uns reinpfeifen, ist verdünnter Kamillentee!"

Gaby: "Außerdem kriegen wir von Wespe jede Auskunft! Weil er in mich verliebt ist!" - Tim: "Wer ist das nicht?" - Klößchen: "Ich."

Tim: "Ich kriege richtige Ohrfeigenhände!" - Gaby: "Die hattest du schon immer." - Tim: "Waaas? Protest!"
Einmal darf Tim, nach dem erneuten Einsturz eines Ganges, sogar mal nachdenklich und für seine Verhältnisse erstaunlich selbstkritisch werden: "Ich frage mich, ob wir nicht manchmal zu weit gehen. Wir riskieren zuviel, und ich bin der verdammte Anstifter! Aber man hat nur das eine Leben."
Aber er wuppt das schon; wofür gibt's Bohrhämmer?
Es kommt, wie's kommen muss, Bösis werden geschnappt, und natürlich wird auch hier das Schätzchen gehoben (Moment, das war 'ne andere Folge ...

). TKKG sind mal als Sprengmeister unterwegs. Und am Ende setzt Tim allem die Krone auf - ach, nein, nicht allem, nur Gaby, mit dem spontanen Übergang eines sehr kleinen Teils der Schatzes in Privatbesitz, und schließt mit den Worten aus Zeile 1 sowohl Buch wie Hörspiel an dieser Stelle, und damit Wolfs Gesamtwerk in Buchform.
Mit ca. 63 Minuten ist die Folge für damalige Verhältnisse recht lang. Der Plot mag nicht der ausgefeilteste sein, den die Serie zu bieten hat, aber es gibt etwas Action, Abenteuer und was Historisches (das zieht bei mir ja überraschenderweise immer

). Der Soundtrack ist ein Mix aus alten und damals neuen Musikstücken und ist so sehr gut geraten. Auch die Geräuschkulisse ist wie gewohnt astrein. Die Sprecher machen ebenfalls allesamt gute Arbeit. Es gibt Humor und auch den einen oder anderen denkwürdigen Moment. Ich hatte, sowohl anhand des Buches als auch des Hörspiels, immer schon den Eindruck, Stefan Wolf habe hier auf seine allerletzten Meter noch einmal alles gegeben.
Interessant wäre eigentlich nur noch, ob für diejenigen, die die Hörspielversion vom "Drachenauge" thematisch an sich ansprechend, aber in dieser Form nicht so gelungen fanden, "Das Geheimnis der Burgruine" möglicherweise eine Alternative sein könnte?
