Beschreibungen - wir lieben sie alle... oder nicht?

Schreiben, Zeichnen, Filmen, Hörbarmachen: Habt ihr selbst Klappentexte oder ganze Geschichten verfaßt? Dann könnt ihr diese gerne hier veröffentlichen.
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Perry Clifton
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Beschreibungen - wir lieben sie alle... oder nicht?

Beitrag von Perry Clifton »

Wenn man eine Geschichte erzählt, kommt man schnell an den Punkt, wo etwas beschrieben werden muss. Verschiedene Autoren haben da verschiedene Stile und der Umfang variiert stark. Manche beschreiben drei Seiten lang das Aussehen eines Ballkleides, andere fassen eine ganze Szenerie mit einem Satz zusammen. Fazit wäre: Jede Jeck is anders ;)

Jetzt wurde mir durch eine Diskussion im DDF-Forum bzgl. des Karpatenhundes aber wieder etwas deutlich... Frage: Wie GROSS ist der Hund eigentlich? :D
Er hat eine Skulptur aus Glas geschaffen.
Aus Kristall, Charles. Kristall und Gold.
Der Karpatenhund ist ein Kunstwerk von hohen Graden. Das schönste, das ich je
gesehen habe. Die Augen des Tieres waren mit Gold eingefaßt und auf den Lefzen
hatte Niedland Goldschaum aufgetragen. Die Augen schienen rot zu glühen.
Das ist es, was wir an Beschreibungen im Hörspiel erhalten. Und nun kommt heraus: Jeder hat sich da eine andere Größe vorgestellt und es reich von "passt auf den Handteller" bis hin zu "so groß wie ein Schäferhund" s33.gif

Aber offensichtlich hat diese unvollständige Beschreibung vollkommen ausgereicht, für die Geschichte. Die jeweilige Fantasie des Hörers hat den Rest erledigt.

Die Frage ist dann wohl, wo man persönlich ein "genug" definiert oder ein "zu wenig, um verständlich zu sein".

Ich paraphrasiere mal etwas aus einem Schreibratgeber:

"Sie trug ein rotes Oberteil."
"Aha, und sonst nichts?"
s45.gif

Lest/schreibt ihr gerne Beschreibungen? Und wieviel davon findet ihr angemessen?
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Re: Beschreibungen - wir lieben sie alle... oder nicht?

Beitrag von marcm200 »

Was mir persönlich in letzter Zeit am besten gefällt, ist, ein paar Sätze wie "Der Raum war quadratisch im Grundriss" o.Ä. Dann habe ich eine grobe Vorstellung, worum es geht. Dann aber sollten Personenhandlungen kommen, und nach und nach sich die Szenerie aufbauen, wie "Sie legte die Hand auf die goldene Türklinke"., "Er lehnte sich an die kalte, graue Wand." Das klingt für mich immer sehr lebendig, da bleibe ich am Ball.

Ich kenne aber auch ellenlange Beschreibungen der Spaziergänge von bspw. Commissario Brunetti in Venedig. Da schalte ich immer ab und überspringe sogar ganze Abschnitte.

Ich denke, wenn es handlungsrelevant ist, also Aktionen beschrieben werden, dann darf es gerne lange, ausführlich und am Stück sein. Wenn aber ein Setting dargestellt werden soll, will ich schnell in die Handlung und nicht den ganzen Raum vorab "vorgemalt" bekommen. Das habe ich nach einem weiteren Abschnitt sowieso wieder vergessen (und auch wenig Interesse, das wirklich zu behalten bzw. auswendig zu lernen).

Beim Schreiben versuche ich in jüngster Zeit, dies ebenso zu handhaben und insbesondere die wirklich wichtigen Fakten zu Beginn eines Abschnittes zu erwähnen, wenn es die Handlung zulässt. Das ist zumindest mein theoretischer Ansatz. Da ich meine Aufschriebse nach der Rohfassung noch häufig durcharbeite, ändert sich da doch einiges. Meist werden die Beschreibungen dann kürzer und prägnanter, was der Geschichte m.E. nur guttun kann :)
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Jamie Allison
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Re: Beschreibungen - wir lieben sie alle... oder nicht?

Beitrag von Jamie Allison »

Immer, wenn das Internet bei mir Zicken macht, kommt einer mit den guten Themen um die Ecke, ja moin ... s70.gif :-D

Ich würde, von mir selbst ausgehend, generell zwischen Beschreibungen kleinerer Örtlichkeiten, größerer Örtlichkeiten sowie Personen unterscheiden.

Größeren Szenerien widme ich schon generell etwas mehr Platz, meist eine halbe bis Dreiviertelseite (genormt). Es muss ja nicht gleich jedes einzelne Detail sein, aber es sollte zur generellen Visualisierung dienen. Da meine Beschreibungen von beispielsweise Gebäuden, Parkanlagen und Straßenzügen in Städten oder Landschaften und ausgedehnten Ländereien außerhalb zumeist gut ankommen, jedenfalls soweit mir diesbezüglich etwas zurückgemeldet wird, würde ich diesen Weg auch so fortsetzen. Beschreibe ich nur eine Örtlichkeit im sehr kleinen Maßstab, beispielsweise ein Zimmer samt Einrichtung, fasse ich mich deutlich kürzer und verschaffe nur einen groben Überblick mit Fokus auf das, was akut für die Geschichte relevant ist; kleinere Dinge wie das Material, aus dem die Türklinke besteht, kann man auch wunderbar nebenbei im Fließtext unterbringen, sobald eine handelnde Person sie aktiv benutzt.

Personenbeschreibungen nehmen bei mir zumeist auch nur wenige Zeilen in Anspruch. Grobes Alter, Größe, Haar- und Augenfarbe und optional noch ein paar markante Eigenschaften, dann vielleicht noch in einem Satz die Kleidung, sofern sie für die Szene eine wichtige Rolle spielt, das reicht völlig. Mehr müsste es dann auch für mich als Leser nicht sein.

Das zu Orten und Personen. Bei Handlungen kann ich auch schon mal ausufernder werden, gerade wenn ich feststelle, dass es auch noch Spaß macht. :D

Meine Vorstellung vom Karpatenhund variiert übrigens zwischen ca. 50 und 80 cm in der Höhe. Jetzt weiß ich natürlich, dass so ein massiver Köter aus Glas ziemlich schwer sein muss (wer schon mal kistenweise Wasserflaschen aus Glas durch die Gegend schleppen musste, kann beurteilen, was Glas so wiegen kann ;) ). Letztendlich spielt es aber für die Phantasie kaum eine Rolle, das stimmt. Und damit wären wir bei unterschiedlichen Medien: Lege ich im Fließtext relativ viel Wert auf Detailgenauigkeit, aber eben nicht zu ausufernd, um möglicherweise etwas zu vergessen, das später wichtig werden könnte, so reichen im Hörspiel für mich zwei bis maximal drei Sätze. Und käme andauernd mitten im Dialog irgendein Einschub vom Erzähler à la "Peter drückte die goldene Türklinge herunter", würde mich das immer aus dem Flow bringen. ;) Da sollte im besten Falle einfach die Phantasie die Lücken füllen. (Da sind wir wieder bei HGF und seiner Erzählkunst.)

Jetzt kommt es natürlich auch auf die Geschichte an sich an, gerade auch auf den Umfang. Will ich etwas ausufernder erzählen, wie in meinem derzeitigen Fanfiction-Zyklus, werden natürlich auch die Beschreibungen gern etwas länger. Da aber die Thematik "Mini-Serie nur mit Originalcharakteren und maximal 10.000 bis 12.000 Wörtern pro Episode" (siehe Halo-Clique) bei mir im Geiste immer noch nicht ganz vom Tisch ist, werde ich Beschreibungen wohl, wie im ersten Zyklus, wieder straffen und auf das Allernötigste beschränken müssen. Damals normal gewesen, heute wohl eine kleine Herausforderung für mich. :)

Also: Gutes Thema, das mich derzeit auch wieder etwas beschäftigt ... s65.gif

Ach ja:
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Perry Clifton
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Re: Beschreibungen - wir lieben sie alle... oder nicht?

Beitrag von Perry Clifton »

Ja, ich denke, das Stichwort ist Relevanz für die Story bzw. das Ziel der Geschichte. Wenn es zum Beispiel um Wissensvermittlung geht, kann eine längere detaillierte Beschreibung durchaus sinnvoll sein. Wenn es um Atmosphäre geht, sollte man sich überlegen, was man da vermitteln will/muss. Und so weiter.

Aber es ist auch so leicht, einfach ins Beschreiben um des Beschreibens willen zu verfallen. Besonders zum Beispiel im Bereich Fantasy; Stichwort Worldbuilding.

Allgemein teile ich den Grundsatz der Einbringung nach Relevanz und innerhalb der Handlung. Wobei ich mich selbst bremsen muss, wenn es an die Beschreibung von Dingen geht, die mir einfach gefallen s45.gif Ich hatte das mal früher in der Theorie so weit getrieben, dass es selbst MIR dann aufgefallen ist und habe es mir seitdem anders überlegt. Sagen wir: Wenn man einen Raum betritt, muss man nicht unbedingt wissen, was für ein Fundament das Haus hat s77.gif Man kann es einfach voraussetzen.
Jamie Allison hat geschrieben: So 26. Jan 2025, 11:46 Personenbeschreibungen nehmen bei mir zumeist auch nur wenige Zeilen in Anspruch.
Ja, das ist fast noch ein eigener Bereich, aber es passt auch gut dazu. Die berühmten Szenen, in denen der Hauptcharakter vorm Spiegel steht... und ist der Protagonist nun mahagoniblond oder eher honigblond...

Heißer subjektiver Tipp: Es spielt keine Rolle :-D

Es sei denn natürlich, der Prota hat ein Holzbein, das sollte man schon irgendwie deutlich machen.

Aber auch in die "Klamottenfalle" bin ich schon getappt und seitdem nicht mehr s45.gif
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Re: Beschreibungen - wir lieben sie alle... oder nicht?

Beitrag von Jamie Allison »

Das stimmt, ich muss mich auch oft bei Dingen bremsen, die mir persönlich Spaß machen. Ist ja schön, dass das Haus steinalt ist, aber ich denke, ich muss nicht über jedes der acht Jahrhunderte seiner Geschichte referieren. :D Es sei denn natürlich, das wird später nochmal wichtig - da sind wir eben wieder beim Punkt Relevanz.

Ähnlich dann eben das Fundament. Klar, auf Lehmboden wird ein Haus bei dem Standard entsprechender Statik größenunabhängig relativ stabil stehen, aber das kann ich auch voraussetzen. Wenn ich extra erwähne, dass der Boden moorig und gerade um diese Jahreszeit häufig mit Wasser unterspült ist, stehen die Chancen ganz gut, dass die Bude gegen Ende einkracht. ;)

Wir erinnern uns eben an das magische Mantra "Nichts passiert ohne Grund!" :)

Wissensvermittlung ohne unmittelbare Relevanz für die Handlung bildet da selbstredend eine Ausnahme. Sie kann auch beispielsweise als eine Art "Cooldown" zwischen zwei spannenden oder actionreichen Szenen dienen. Wenn man als Leser dann noch etwas lernt, sei es über die erzählte oder die echte Welt, noch besser. Daher würde ich den Punkt ausweiten und von Relevanz sowohl im Sinne der späteren Handlung, als auch im Sinne eines Stilmittels im Aufbau sprechen wollen. Eine dritte Komponente wäre natürlich der reine Spaß- und Unterhaltungsfaktor (klassischerweise Geplänkel zwischen Charakteren nebenbei, oder aufwändig beschriebene Szenen abseits der Haupthandlung), sofern man ihn richtig dosiert.

Die "Klamottenfalle", ja ... wobei ich glaube, ich hab da schon intuitiv das richtige Maß gefunden. Jede einzelne Naht ist jetzt natürlich keine Beschreibung wert, aber ob Arbeits- oder Freizeitklamotten, ob schlicht oder sehr auffällig, da kann man schon mal den einen oder anderen Satz investieren.
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Re: Beschreibungen - wir lieben sie alle... oder nicht?

Beitrag von Perry Clifton »

Jamie Allison hat geschrieben: So 26. Jan 2025, 13:15 Klar, auf Lehmboden wird ein Haus bei dem Standard entsprechender Statik größenunabhängig relativ stabil stehen
Don't get me started s40.gif

Klar, auf bindigem Boden wird das Haus relativ stabil stehen... bis es dann mal regnet... und dein Haus 2 Jahre später plötzlich schief steht und sich einen halben Meter tiefer als vorher befindet s51.gif
Jamie Allison hat geschrieben: So 26. Jan 2025, 13:15 Nichts passiert ohne Grund!
Ja, außer dein Haus, bei Regen s45.gif (Also es "passiert" die Stelle, an der es vorher... weil der Grund und Boden... Danke, ich find selbst raus s12.gif )
Jamie Allison hat geschrieben: So 26. Jan 2025, 13:15 Daher würde ich den Punkt ausweiten und von Relevanz sowohl im Sinne der späteren Handlung, als auch im Sinne eines Stilmittels im Aufbau sprechen wollen.
Japp, Zustimmung, das Stilmittel ist ein adäquater Grund.

(Solange man nicht denkt, endloses Gesabbel wäre ein adäquates Stilmittel, was ja auch namhafte Autoren mitunter nicht ausschließt s45.gif )
Jamie Allison hat geschrieben: So 26. Jan 2025, 13:15 Jede einzelne Naht ist jetzt natürlich keine Beschreibung wert, aber ob Arbeits- oder Freizeitklamotten, ob schlicht oder sehr auffällig, da kann man schon mal den einen oder anderen Satz investieren.
Klar, man kann immer. Ich persönlich würde im Normalfall aber nicht mehr. Aber Thema "Knappheit in welchem Extrem" hatten wir ja auch schon ;)
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Re: Beschreibungen - wir lieben sie alle... oder nicht?

Beitrag von Jamie Allison »

Perry Clifton hat geschrieben: So 26. Jan 2025, 14:21 Klar, auf bindigem Boden wird das Haus relativ stabil stehen... bis es dann mal regnet... und dein Haus 2 Jahre später plötzlich schief steht und sich einen halben Meter tiefer als vorher befindet
Ich sagte ja "relativ" stabil. Da stand nichts davon, wie stabil genau, und schon gar nicht, wie lange. :D
Perry Clifton hat geschrieben: So 26. Jan 2025, 14:21 Ja, außer dein Haus, bei Regen
Das Haus passiert. Erst passiert es den Briefkasten, dann die nächste Bushaltestelle, dann den nächsten Acker. Und danach kommen die Tomaten, die werden dann auch passiert.

(Jeckentusch bitte später, danke. ;) )
Perry Clifton hat geschrieben: So 26. Jan 2025, 14:21 (Solange man nicht denkt, endloses Gesabbel wäre ein adäquates Stilmittel, was ja auch namhafte Autoren mitunter nicht ausschließt )
Klar, wenn ich es einfach nur darauf anlegte, Seiten zu füllen, bekäme ich das auch irgendwie hin, so ist's nicht ... :D
Perry Clifton hat geschrieben: So 26. Jan 2025, 14:21 Klar, man kann immer. Ich persönlich würde im Normalfall aber nicht mehr. Aber Thema "Knappheit in welchem Extrem" hatten wir ja auch schon
"Er trug Sachen."
"Wo, unterm Arm?"
"Auch."
"Also auch unterm anderen Arm?"
"Auch."
:D
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Re: Beschreibungen - wir lieben sie alle... oder nicht?

Beitrag von Perry Clifton »

Jamie Allison hat geschrieben: So 26. Jan 2025, 14:59 "Er trug Sachen."
"Wo, unterm Arm?"
"Auch."
"Also auch unterm anderen Arm?"
"Auch."
Würde lesen s45.gif
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Re: Beschreibungen - wir lieben sie alle... oder nicht?

Beitrag von P. Tesselbrück »

Ich würde marcm200 zustimmen: Kurze Beschreibung einer Szenerie zum Einstieg; wenn es detaillierter sein soll, danach intelligent in die Handlung einbauen, wenn möglich. Oder die Beschreibung dosiert verteilen. Natürlich nicht so, dass der Erzähler ständig die Handlung unterbricht @Jamie Allison ;)

Für mich als Negativ-Beispiel dient vielleicht Karl May, der Orient-Zyklus. Ich erinnere mich an Erst-Lektüre (damals wohl noch Zielgruppenalter und noch nicht so flüssig und schnell lesend wie heute). Der gute Charly hatte die Angewohnheit, ein Kapitel erst mal mit ausschweifendem Geschwafel zu beginnen. "Ninive! Der Atem der Geschichte wehte über die Stätten, die schon biblische Ereignisse gesehen hatten..." (Abb. ähnl.)
Ich erinnere mich, dass ich damals immer ein bisschen abgeschreckt war, wenn eins der langen Kapitel zu Ende war, weil ich befürchtete, mich jetzt wieder durch 1-3 Seiten Sermon quälen zu müssen, bevor die Action weiterging...
Rückblickend war es wohl weniger Beschreibung als auch (pseudo-)religiöses Geschwafel. So jedenfalls nicht. s58.gif
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Re: Beschreibungen - wir lieben sie alle... oder nicht?

Beitrag von Perry Clifton »

Hey, aber im wilden Westen hat Karl May auch öfter mal mit einer super stimmungsvollen Beschreibung angefangen, und wenn dann die actionreiche Handlung hätte weitergehen sollen, haben die plötzlich alle nur noch seitenweise sächsisch über Sachsen geredet s51.gif s40.gif

Ernsthaft: Karl May... Reiseromane... dafür gehe ich schon fast wieder in Verteidigungsstellung ;)

Gut, aber der Orient-Zyklus ist auch weniger meins.
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Re: Beschreibungen - wir lieben sie alle... oder nicht?

Beitrag von P. Tesselbrück »

Och, wenn man einigermaßen zügig liest, oder halt mit Mut zur Lücke (ist mir eher nicht so gegeben...) mal 1-5 Absätze überspringt, mag ich Karl May immer noch gerne.
Aber damals hab ich wirklich teilweise gedacht: Nee, das nächste Kapitel fang ich heute nicht mehr an. :D
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Re: Beschreibungen - wir lieben sie alle... oder nicht?

Beitrag von Jamie Allison »

"Ich lese gerade Das Kapital von Karl May!"
"Häh? Karl May? Das Kapital hat doch Karl Marx geschrieben?"
"Oh. Ja, ich hab mich schon gewundert, zweihundert Seiten und immer noch keine Indianer ..."

Der musste raus. :D

Nee, aber bei Reiseromanen gehört es natürlich dazu, dass die örtlichen Gegebenheiten etwas umfassender beschrieben werden. Mag noch nicht ganz an das zumeist von der Idee her richtige, aber oft übertrieben umfangreich betriebene Worldbuilding bei Fantasy heranreichen, ja. Aber es macht vom Maß an Notwendigkeit dieser Beschreibungen her ja schon einen Unterschied, ob ich einen Roman in der Prärie Nordamerikas oder in Buxtehude spielen lasse ... ;)

Wir stellen also erneut fest, unterschiedliche Genres erfordern unterschiedliche Herangehensweisen. Wobei es ja innerhalb eines Genres auch wieder subjektiv ist, wie umfassend die Beschreibungen sein sollten, ohne dass man intuitiv schon mal heimlich umblättert und guckt, ob auf einer der nächsten Seiten vielleicht wieder etwas mehr Action angesagt ist.
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Re: Beschreibungen - wir lieben sie alle... oder nicht?

Beitrag von Perry Clifton »

Jamie Allison hat geschrieben: So 26. Jan 2025, 17:12 "Ich lese gerade Das Kapital von Karl May!"
"Häh? Karl May? Das Kapital hat doch Karl Marx geschrieben?"
"Oh. Ja, ich hab mich schon gewundert, zweihundert Seiten und immer noch keine Indianer ..."
s40.gif

Und ich reg mich die ganze Zeit über Marx auf, dabei hat der nie für DDF geschrieben! *baddum tshhh* s72.gif

Ja, Reiseromane. Und gute Fantasy-Romane. Jede Regel hat ihre Ausnahmen :D ;)

Gut, wenn man in die "ernste" Literatur geht, kommt man da auch schnell bei viel Beschreibung und wenig Handlung an...

Ich glaube, bei May habe ich früher aber auch Absätze übersprungen s45.gif Ich habe allerdings auch noch nie besonders schnell gelesen. Wobei bewusst langsames Lesen auch wieder seine Anhänger hat... zumindest bei Literatur.

Wo waren wir? Bin ganz durcheinander :D

Also Absolutismus bringt bei dem Thema nicht weiter (Nur Beschreibungen! Keine Beschreibungen!) Und Perry ist durch gewisse Prosa bestechlich s59.gif
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Re: Beschreibungen - wir lieben sie alle... oder nicht?

Beitrag von Jamie Allison »

Perry Clifton hat geschrieben: So 26. Jan 2025, 17:35 Und ich reg mich die ganze Zeit über Marx auf, dabei hat der nie für DDF geschrieben! *baddum tshhh*
Marxismus bei DDF: "Alle sind gleich, vor allem mir!"? :D
Perry Clifton hat geschrieben: So 26. Jan 2025, 17:35 Gut, wenn man in die "ernste" Literatur geht, kommt man da auch schnell bei viel Beschreibung und wenig Handlung an...
Ja, aber weil die ja "ernst" ist, ist es dort Kunst, verstehsch? ;) (Hach, wenn doch nur mein innerer Zyniker wenigstens einmal am Sonntag im Bett bleiben könnte ...)
Perry Clifton hat geschrieben: So 26. Jan 2025, 17:35 Ich habe allerdings auch noch nie besonders schnell gelesen. Wobei bewusst langsames Lesen auch wieder seine Anhänger hat... zumindest bei Literatur.
Ich lese eigentlich an sich relativ zügig. Wobei es dann aber auch wieder auf den Text ankommt ... beim bewussten langsamen Lesen kann man aber natürlich unter Umständen noch etwas mehr mitnehmen.
Perry Clifton hat geschrieben: So 26. Jan 2025, 17:35 Also Absolutismus bringt bei dem Thema nicht weiter (Nur Beschreibungen! Keine Beschreibungen!) Und Perry ist durch gewisse Prosa bestechlich
Waaas, vieles ist subjektiv, also akzeptieren wir das und gehen einfach alle nach Hause? Wo bleiben unsere Reichs und Ranickis?! :D Nein, aber in Extremen zu denken, hilft da in der Tat nicht weiter. Besticht man denn durch Prosa mit knappen ... Beschreibungen? ;)

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