Gewaltfreie TKKG-Bande und Weichei-Tim - Gut oder schlecht?

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Jamie Allison
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Re: Gewaltfreie TKKG-Bande und Weichei-Tim - Gut oder schlecht?

Beitrag von Jamie Allison »

Ja, es wird oft vergessen, dass es sich um Fiktion handelt, nicht um pädagogische Lehrbücher, und das können Kinder damals wie heute problemlos auseinanderhalten (und nicht nur aufgrund dessen, was von beidem sie potentiell spannender finden werden ;) ).

Ich habe in vergangenen Beiträgen zum Thema immer wieder bewusst von "Aggro-Tim" gesprochen, im Kontext seiner Verhaltensweisen in einer bestimmten Ära der Serie. Je nachdem, wen man fragt, beginnt diese Ära irgendwo zwischen Folge 30 und 70 und endet relativ sicher mit dem Ableben Stefan Wolfs. Hier trat das zumindest prominenter auf, wenn auch durchaus immer noch nicht in jeder Folge gleichermaßen. Das wurde auch entsprechend lange von Fans kritisiert, wohl nicht zu Unrecht. Irgendwann wurde es, nach einer kurzen, etwas moderateren Phase, jedoch recht abrupt ins Gegenteil verkehrt. Es erfolgte eine Hyperkorrektur, und man ließ Tim selbst dann nicht einschreiten, als es die Situation selbst für den größten Pazifisten gerechtfertigt hätte.

Sowohl in der Frühphase, als Tarzan noch Tarzan hieß, als auch in den letzten aktuellen Folgen, bekommt man einen insgesamt ausgeglichenen Mix geliefert, bei dem Gewaltanwendung nicht komplett außer Frage steht, aber erst wirklich zum Einsatz kommt, wenn alle anderen Mittel ausgeschöpft erscheinen bzw. je nach konkreter Situation ad hoc nicht zur Verfügung stehen. Es mag auch da einige Ausreißer in diese oder jene Richtung geben, ich würde das aber generell ebenfalls so einordnen. Meiner Meinung nach der beste Ansatz.

Nun reden wir aber weiterhin von Fiktion. Ich gebe zu, es gibt keine exakte Trennschärfe zwischen Heldenfiguren und Vorbildfunktion; das Optimum wäre demnach wohl eine Mischung aus beidem. Aber in einer fiktionalen Welt können sich Figuren eben auch etwas mehr herausnehmen, als es im echten Leben der Fall wäre, und auch eine gewisse Vorfreude auf eine Einsatzmöglichkeit ihrer Fähigkeiten zeigen, gerade wenn eindeutig ist, wer der Bösi McEvil ist. Nehmen wir als Beispiel Obelix, der zeigt ebenfalls sehr offen, wie sehr er sich freut, wenn es mal wieder raus aufs Feld geht, um reihenweise Römer zu verdreschen. (Sein liebstes Hobby, nebst Wildschweine jagen.) Ist ebenfalls okay, denn die Römer sind in den Comics die klaren Antagonisten, die Besatzer der angestammten Lande der gallischen Stämme, die meinen, auch das letzte kleine Dorf unterjochen zu müssen. Und genauso haben wir bei TKKG die eindeutig als solche erkennbaren Bösewichte, die nur eine kleine, unbedachte Bewegung davon entfernt sind, aufs Maul zu kriegen.

Anders gesagt: Ja, Tim müsste im echten Leben wohl ziemlich oft vor Gericht antanzen, wenn es denn zur Verhandlung kommt. Dass er das im Werke nicht muss, läuft unter kreativer Freiheit. ;)

Aber interessante Frage bezüglich eines Tarzans im echten Leben als Kind: Ich habe mich ebenfalls seit dem Sandkasten bei keiner körperlichen Auseinandersetzung hervorgetan. Nicht dass ich darum jetzt allzu traurig wäre ... ;) Bei der Frage hätte ich wohl überlegt, dass ich einerseits lieber das Weichei wäre, das sich hinter einem Stärkeren verstecken muss, als das Weichei, das ohne Schutz windelweich geprügelt wird. Andererseits hätte das auch bedeutet, ich hätte immer das Gefühl ihm etwas schuldig zu sein ... schwierig, aber zumindest auf diesen Ebenen hätte ich wohl gedacht. Pragmatisch. Es ist durchaus möglich, dass es dabei auch geschlechtsspezifische Unterschiede in der Denkweise gibt. Auf jeden Fall eine Überlegung, die wir im Hinterkopf vermerken sollten. :) Identifikationsfrage: Öh, wäre glatt noch ein Thema für einen Extrathread. :D
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Perry Clifton
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Re: Gewaltfreie TKKG-Bande und Weichei-Tim - Gut oder schlecht?

Beitrag von Perry Clifton »

Stielke hat geschrieben: Sa 30. Nov 2024, 20:07 War ich da als Kind so „anders“?
Du bist heute noch "anders" s45.gif ;)
Stielke hat geschrieben: Sa 30. Nov 2024, 20:07 Aber so etwas wie eine Identifikationsfigur hatte ich eigentlich nie.
Ich BRAUCHTE das auch nicht. Gerade bei TKKG war ja keiner der 4 wirklich meine Identifikationsfigur. Aber natürlich habe ich mitgefiebert, wenn Tim gegen die Gangster antreten musste. Identifikationsfigur war er dann eher in Folgen wie der mit seinem toten Vater, da ging es schon in die Richtung, weil er da so menschlich rüberkam :-)

Obwohl, man muss wohl Vorbildfigur und Identifikationsfigur unterscheiden. Letztere ist jede, die man verstehen kann, die man mag und mit deren Schicksal man mitfiebert.

Erstere ist eine, der man nacheifert.

Identifikationsfiguren gab es viele.

Vorbildfiguren nur eine: He-Man s34.gif :-D

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