Namen von Figuren und ihr Gebrauch

Schreiben, Zeichnen, Filmen, Hörbarmachen: Habt ihr selbst Klappentexte oder ganze Geschichten verfaßt? Dann könnt ihr diese gerne hier veröffentlichen.
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Perry Clifton
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Namen von Figuren und ihr Gebrauch

Beitrag von Perry Clifton »

Das Thema war mir dann doch einen eigenen Beitrag wert :-) Da gibt es viele Aspekte zu beleuchten.

Einmal natürlich: Welche Namen wählt man für seine Figuren? Sollen sie möglichst realistisch sein? Möglichst aussagekräftig? Möglichst prestigeträchtig, abenteuerlich, attraktiv etc.

Wir wissen ja alle, wie Stefan Wolf das gemacht hat ;) Maler Streichinger, Feuerwehrmann Löschl und so weiter. Ein ganz eigener Stil, der... sagen wir... hängen geblieben ist s45.gif

Dann fiel bei unseren Geschichten hier ja schonmal eine gewisse Überlappung in der Reisinger/Riesinger-Region auf s45.gif Was zumindest bei mir darauf zurückzuführen ist, dass ein Name "richtig klingen" muss, und dass ich daran (zu) lange herumlaboriere, weil mir die Namensfindung immer eher schwer fällt. Geht euch das auch so? Ich lande dann immer beim Bauchgefühl, was mich dann eventuell auch mal trügt.

Das andere große Thema ist der Gebrauch von Namen beim Erzählen. Fällt mir gerade wieder auf, weil ich den Rocky Beach Crimes Band mit Morton lese, und ich leider sagen muss, dass mir das ständige Morton dies Morton jenes etwas auf den Zeiger geht...

Aber warum ist es mitunter so unpassend? Manchmal liest sich ein voller Name am besten (John Smith), manchmal ist es besser, nur John zu schreiben, manchmal nur Smith. Und dann gibt es Unterschiede bei Haupt- und Nebenfiguren... und bei der Erzählperspektive...

Wie auch immer man den Namen "richtig" gebraucht: Wenn man es FALSCH macht, sticht das heraus wie ein bunter Hund am Südpol.

Und warum klingen englische Namen eigentlich immer cooler als deutsche? s29.gif
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Jamie Allison
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Re: Namen von Figuren und ihr Gebrauch

Beitrag von Jamie Allison »

Namen ... ein riesenscheißegroßes Thema. :D

Ich stelle gegenüber dem Canon fest, dass ich in TKKG-Fanfictions sehr selten auf Wolf'sche sprechende Namen zurückgreife, und wenn, dann meist so, dass nur eine vergleichsweise kleine Gruppe unter potentiellen Lesern die Anspielung versteht. Am weitesten in jüngerer Zeit ging ich damit wohl in "Im Jagdrevier des Gerächten", wo ich spontan einen Namen für einen Bankier brauchte und ihn kurzerhand "Tietschloot" taufte. Kundige können vermuten, dass ich da einfach nur "Zeitschloss" ins Plattdeutsche übersetzt habe, und können das natürlich witzig oder wenigstens einigermaßen kreativ finden ("I see what you did there!"). Für Leser, die das nicht wissen können, ist es "nur" ein lustig klingender Name. Insoweit ist das schon fast win-win. :D Einige weitere Namen könnten auf Scherze dieser Art zurückgeführt werden, auch wenn man dafür wohl um mehrere Ecken denken müsste ...

Bei anderen Namen ist das auch wieder ein Eiertanz: Sie sollen einerseits realistisch genug sein und gleichzeitig prägnant und gut unterscheidbar klingen, sodass es reale Personen sein könnten, andererseits soll sich aber keine reale Person darin wiederfinden. Wenn mehrere Autoren genauso denken, können zufällig ähnliche oder gar gleiche Namen dabei herumkommen, wie jüngst am Beispiel Reisinger gesehen. ;) In einigen Fällen sind es aber auch bewusste Anspielungen auf reale, mal mehr, mal weniger bekannte Personen.

Mein Problem ist dabei meistens auch gar nicht sosehr die Namensfindung, sondern die Entscheidung für einen endgültigen. Ich habe in der einen oder anderen Geschichte durchaus auch schon spontan kurz vor dem Hochladen noch Namen geändert. Oder ich habe auf dem digitalen Schmierblatt mehrere Namen eingetragen und mich erst während des Schreibprozesses intuitiv für einen entschieden. Und manchmal ergab sich das spontan, siehe das Beispiel Tietschloot. Aber ich habe nie vor dem Problem gestanden, dringend einen Namen zu brauchen und ewig lange nachgrübeln zu müssen.

Natürlich hilft es auch, wenn eine Person aus einer bestimmten Region, einem bestimmten Milieu oder anderweitig spezifizierten Sozialisationskontext stammen soll. Wobei da natürlich wieder die Gefahr von Klischees und Stereotypen besteht (so, wie im "Stern von Lisala": "Wow, er kreiert einen Schweizer und nennt ihn Reto. Wie originell." :D )

Da Figuren bei mir nahezu immer einen Vor- und Nachnamen haben, ich also praktisch nie nur eines von beidem nenne, achte ich auch auf entsprechenden Wohlklang bei der Kombination.

Was natürlich zu dem Problem führt, dass die Figur auch irgendwann mal agiert. :D Meist versuche ich es so, dass der Name beim ersten Auftritt zwei- oder dreimal ganz genannt wird, damit er auch wirklich sitzt, und dann nochmal bei einem erneuten Auftritt ein paar Szenen später zur Erinnerung. Ob ich abseits davon dann nur Vor-, Nach-, ggf. Spitznamen oder Anreden nenne, hängt eher vom Kontext ab, z.B. wie alt die Person ist. Ich weiß aber auch, dass das mitunter schon etwas zuviel sein kann.

Ein möglicher Ausweg kann sein, ähnlich wie bei "dialogue tags", Details über die Person einzustreuen. In der Kombination kann da somit auch mal stehen: "... fragte Smith", "... erkundigte sich der auffallend Blonde", "... wollte der 37-Jährige wissen", "... bohrte der gelernte Kraftfahrzeugmechaniker nach", "... vergewisserte sich Jeremiah, welchen jedermann nur Jerry taufte" etc. Das ist aber wiederum sehr kontextabhängig und gefällt auch wieder nicht jedem Leser zu gleichen Teilen.

Warum englische Namen cooler klingen als deutsche? Nun ja, das ist eine gute Frage. Ich hab vor einer Weile mal eine englischsprachige Fanfic angefangen, die auch in den USA angesiedelt ist. Ich konnte sie leider aus Zeitgründen nicht fertigstellen, wäre aber schon mal neugierig gewesen, ob die Namen auch für englische Muttersprachler so cool klingen wie für Deutsche, oder ob sie hierzulande einfach den Exotismusbonus haben. ;) Ich würde aber schon sagen, der Exotismus ist ein nicht zu unterschätzender Grund. Oder die angloamerikanische kulturelle Omnipräsenz in den letzten Jahrzehnten hat einfach dafür gesorgt, dass etwas einfach als "cooler, weil Englisch" wahrgenommen wird - ein mindestens genauso guter denkbarer Grund.
Zuletzt geändert von Jamie Allison am So 16. Mär 2025, 22:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Namen von Figuren und ihr Gebrauch

Beitrag von Perry Clifton »

Ja nee, da muss ich echt zugeben, Namen sind nicht mein Spezialgebiet s22.gif

Deshalb finde ich den Ansatz so wie bei Tietschloot schon ziemlich clever s43.gif

Klar, den starken Feuerwehrmann als Helden könnte man nun Frank Bauer nennen. Kernig, deutsch, basta :D Da hat man aber das Problem, dass zehntausend Leute wirklich so heißen; allerdings ist das für mich dann eher von Vorteil. Ich suche eher nach realistisch klingenden Namen, und wenn es soviele davon gibt, fühlt sich keiner direkt gemeint. Das wäre jetzt bei Rezzo Schlauch oder so schon anders ;)

Dann kann man es wie Wolf machen und ihn Eberhard Brand-Gießer oder so nennen s40.gif Auf jeden Fall klingt das irgendwie markant, auch wenn die realistischste Variante wohl eher Thomas Müller wäre... aber NICHTS davon kratzt an Jack Torrent, Firefighter s34.gif Die Ami-Sachen haben halt das Verwegene standardmäßig mit eingebaut.

Ob das bei allem Exotischen so ist? Joost van de Meiklokjes, Brandweerman... hm... ;)

Ich mach mal nicht das Fass mit den Namen im Fantasy-Genre auf, da könnte ich lange drüber s42.gif

Aber momentan bin ich eher bei realistischen Namen, mit einem Touch Exotik hier und da. Aber eigentlich ohne sprechende, doppelbödige Komponente. So kommt es mir im Moment am Sinnvollsten vor. Obwohl ich solche Hints bei anderen gerne lese; aber wenn ich das selbst versuche, finde ich es meistens sofort irgendwie doof s28.gif

Der Gebrauch der Namen wird aber spätestens schwierig, wenn aus der Perspektive der Figur aber in der dritten Person berichtet wird. Gehen wir mal zurück zu Frank Bauer.

"Frank Bauer schaltete den Fernseher ein und wechselte die Kanäle. Sportsendungen waren für Frank Bauer kaum zu ertragen, daher blieb er bei einem Krimi hängen. Nichts regte Frank Bauer so sehr auf, wie endloses Gesülze von nuschelnden deutschen Schauspielern..."

Man merkt, der Frank Bauer geht einem schnell auf den Geist. Andersherum, wenn man nur den Vornamen nimmt, kann das schnell fehl am Platz sein:

"Kalle Borgström war ein zehnfacher Frauenmörder und bis jetzt hatten sie ihn noch nicht gekriegt. Kalle war sehr gerne im Park unterwegs und lauerte dort unschuldigen Passantinnen auf. Nichts war für Kalle so schön, wie ein erfolgreicher Raubmord."

Urgs. Ich will ja nichts sagen, aber ich hätte da eventuell lieber "Borgström" verwendet s86.gif

Oder anders:

"Lily Weidegger hatte sich unsterblich verliebt. Der Feuerwehrmann Frank Bauer hatte es Weidegger so sehr angetan, dass sie nun unruhig und mit Schmetterlingen im Bauch umherlief, während sanfte Liebeslieber in ihrem Kopf erklangen. Als Weidegger das Foto ihres Schwarms zärtlich küsste, flogen ihre Gedanken auf einem Strom euphorischer Gefühle dahin..."

Will ja nix sagen, aber die Young Adult Zielgruppe könnte sich da eventuell abwenden s45.gif

Tja, alles nicht so einfach s61.gif
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Re: Namen von Figuren und ihr Gebrauch

Beitrag von Jamie Allison »

Klar, ein Frank Bauer hat natürlich auch wieder den Vorteil, dass sich niemand darin wiederfindet, so viele, wie es davon gibt. Ich hätte da aber immer etwas latent die Befürchtung, Leute könnten denken, ich greife absichtlich auf Allerweltsnamen zurück, weil ich zu unkreativ wäre, mir einen originellen auszudenken. Ist natürlich Unsinn, weiß ich auch, aber der Gedanke käme mir durchaus, wenn es irgendwo "nur" ein Frank Bauer wird, ich aber im Forum groß herumposaune, wie kreativ meine Namensgebung doch sei. :D

Klar kann man einen auf Wolf machen und einen sprechenden Namen einsetzen. Oder auch einen auf Elfie Donnelly, die konnte das auch immer gut. Brandmeister Löschl und Brandrat Lichterloh, das wäre doch mal ein Crossover ... ;)

Einen gewissen Exotismusvorteil gibt es in jedem Falle, sobald eine Figur Ausländer ist oder einen Migrationshintergrund hat. Namen wie Branko Horák, Emre Ünal, Fabio Rossini oder Kenji Tanaka prägen sich sofort ein, obwohl diese Namen in ihren Herkunftsländern ähnliche Allerweltsnamen sind wie Frank Bauer hierzulande. ;) Ob ausnahmslos jeder davon gleichermaßen funktioniert, dürfte aber auch wieder von Leser zu Leser verschieden sein.

Oder eben auch regionaltypisch - wobei man das ja auch mischen kann, wenn man die Lage des Spielortes oder die Herkunft der Person nicht spezifizieren möchte. Hier mal ein Hansen, da mal eine Sirchl, drüben ein Wondraschek, dann doch wieder ein Gnazow. Hat Wolf auch nicht anders gemacht, auch wenn jetzt irgendwie gefühlt alles davon als Hinweis zur Lage der Millionenstadt interpretiert wird ... :D

Noch ein kurzer Schwenk rüber zu den Amis: Das US-Flair (zweite Erklärung im letzten Post) sorgt wahrscheinlich dafür, dass Spielereien mit Namen dort eher verziehen werden als bei klassischen Wolf'schen Kreationen. Ich habe zur Stunde keine andere Erklärung, warum Brandmeister Löschl "albern" sein soll, aber Uhrmacher Bert Clock problemlos durchgeht. s28.gif ;)

Kombination Vor- und Nachname: Ja, das ist in manchen Kontexten echt schwierig. Zumal eine bewusste Nennung oder auch Auslassung vollständiger Namen ja auch ein emphatisches Stilmittel sein kann: "Frank Bauer, ja, das war ihr Ein und Alles. Gewiss - überlegte Lily seufzend -, er war beliebt in der Frauenwelt. Frank hätte jede haben können, so viel war sicher. Doch wie konnte sie ihn überzeugen, dass nur sie, Lily Weidegger, für ihn geschaffen war? Frank und Lily. Lily und Frank. Es klang schon so mystisch. Profan vielleicht, ja - jedoch auch so harmonisch, wohlklingend, ja, in einem Wort: perfekt." Was lernen wir aus diesem Beispiel? Außer dass meine Karriere als Young-Adult-Autor immer sehr kurz bleiben wird? :D Dass es keine wirklich gute, allgemeingültige Antwort gibt ... wobei es ja noch ein Vorteil ist, wenn die Person in der Szene allein ist, sodass Pronomen es auch tun. Problematischer wird es bei mehreren Personen, erst recht, wenn mindestens zwei vom selben Geschlecht sind ...

Komplizierte Kiste, das ... s61.gif
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Re: Namen von Figuren und ihr Gebrauch

Beitrag von Perry Clifton »

Jamie Allison hat geschrieben: So 16. Mär 2025, 17:26 Ich hätte da aber immer etwas latent die Befürchtung, Leute könnten denken, ich greife absichtlich auf Allerweltsnamen zurück, weil ich zu unkreativ wäre, mir einen originellen auszudenken.
Das ist wieder die Kehrseite. Entweder, man wird bei einem Thorsten Schmidt demonstrativ weggegähnt oder für eine Allegra Rosario Vorfelder-Hinterhuber zu Recht ausgelacht s40.gif
Jamie Allison hat geschrieben: So 16. Mär 2025, 17:26 obwohl diese Namen in ihren Herkunftsländern ähnliche Allerweltsnamen sind wie Frank Bauer hierzulande. ;)
Akira Watanabe, Samurai und Briefmarkensammler s45.gif Da kann Fiete Piepenbrink doch einpacken gehen.

Andersherum: Ja, die Exotik spielt eine Rolle. Aber nicht jeder ausländische Name klingt automatisch gut. Heute ermittelt Kommissar Lars Swachström im Duo mit Przwchw Szrzchtws. Beim Mordopfer handelt es sich um einen gewissen Beppo Caputo Calzoni... obwohl... s45.gif
Jamie Allison hat geschrieben: So 16. Mär 2025, 17:26 Ich habe zur Stunde keine andere Erklärung, warum Brandmeister Löschl "albern" sein soll, aber Uhrmacher Bert Clock problemlos durchgeht. s28.gif ;)
Punkt für dich s55.gif
Jamie Allison hat geschrieben: So 16. Mär 2025, 17:26 Was lernen wir aus diesem Beispiel? Außer dass meine Karriere als Young-Adult-Autor immer sehr kurz bleiben wird? :D
Japp. Wir können uns zusammentun, als Rosamunde Pilcher Ghostwriter wollten sie mich auch nicht ;)
Jamie Allison hat geschrieben: So 16. Mär 2025, 17:26 wobei es ja noch ein Vorteil ist, wenn die Person in der Szene allein ist, sodass Pronomen es auch tun. Problematischer wird es bei mehreren Personen, erst recht, wenn mindestens zwei vom selben Geschlecht sind ...
Oh, absolut, das hatte ich noch vergessen. Man ist dann gewzungen, den Namen des Protagonisten zu wiederholen, und wenn dieser dann nicht sitzt...

Also ist es vielleicht nicht nur die Vor- und Nachnamen-Kombination, nicht nur die Erzählperspektive, nicht nur die Namenswahl, nicht nur Nähe und Distanz zur Figur, nicht nur erzählter Stoff, nicht nur Subtext, nicht nur Exotik... nein, es ist auch noch die fukking Personenanzahl im Zimmer s33.gif

Man könnte vielleicht sagen, ja, das Thema birgt doch einiges an Komplexität in sich s47.gif
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Re: Namen von Figuren und ihr Gebrauch

Beitrag von Jamie Allison »

Warum will ich jetzt was über Briefmarken sammelnde Samurai, Allegra Rosario Vorfelder-Hinterhuber und Beppo Caputo Calzoni lesen ...? Mann ... :D
Perry Clifton hat geschrieben: So 16. Mär 2025, 17:45 Przwchw Szrzchtws.
Ich hätte bei den o.g. Allerweltsnamen im Ausland vielleicht mit anfügen sollen, dass diese Namen nicht nur zugleich gängig und dennoch exotisch sind, sondern für Muttersprachler des Deutschen auch noch relativ einfach auszusprechen ... ;)
Perry Clifton hat geschrieben: So 16. Mär 2025, 17:45 Japp. Wir können uns zusammentun, als Rosamunde Pilcher Ghostwriter wollten sie mich auch nicht
Banausen sind das ... s58.gif
Perry Clifton hat geschrieben: So 16. Mär 2025, 17:45 Oh, absolut, das hatte ich noch vergessen. Man ist dann gewzungen, den Namen des Protagonisten zu wiederholen, und wenn diese dann nicht sitzt...

Also ist es vielleicht nicht nur die Vor- und Nachnamen-Kombination, nicht nur die Erzählperspektive, nicht nur die Namenswahl, nicht nur Nähe und Distanz zur Figur, nicht nur erzählter Stoff, nicht nur Subtext, nicht nur Exotik... nein, es ist auch noch die fuking Personenanzahl im Zimmer
An alles gedacht, nur nicht an diesen einen simplen Faktor, der die komplette Analyse zunichtemacht. Klassiker! s49.gif s33.gif

Wobei eine höhere Anzahl Personen auch nicht zwingend von Nachteil ist. Es wird weniger repetitiv, wenn eine Person, die etwas sagt (oder sich erkundigt, etwas einwirft oder protestiert), Sendepause hatte und sich erst nach drei oder vier Wortmeldungen von anderen Personen wieder einschaltet. So verteilt man nicht nur die Redeanteile relativ gleichmäßig, sondern behebt nebenbei auch noch das Problem, den Namen der Figur erneut nennen zu müssen, sodass es stören könnte.

Also zum Beispiel:
"Mir ist kalt", beschwerte sich Benno.
"Mir auch", stimmte Heiko zu.
Lisa schloss sich lediglich mit einem beipflichtenden Brummen an.
"Mir nicht", entgegnete Sarah.
"Du verkrümelst dich ja auch unter deiner Kuscheldecke", bemerkte Benno.
"Hättest ja auch eine mitnehmen können."
"Naja", wandte Heiko ein, "es konnte ja keiner riechen, dass die verpennt haben, die Gasrechnung zu bezahlen."
Missbilligend schüttelte Lisa den Kopf. "Da betreiben die das größte, geheime Forschungslabor der Welt und haben keinen, der die Post öffnet. Das glaubt uns auch wieder keiner!"

Problem gelöst. ;)
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Re: Namen von Figuren und ihr Gebrauch

Beitrag von Perry Clifton »

Jamie Allison hat geschrieben: So 16. Mär 2025, 18:17 An alles gedacht, nur nicht an diesen einen simplen Faktor, der die komplette Analyse zunichtemacht. Klassiker! s49.gif s33.gif
s75right.gif

Zu deinem letzten Beispiel: Sehr schön verteilt, was die Namen, Dialogtags usw. angeht.

Aber um kurz technisch zu werden: Das Problem tritt wohl mehr beim personalen Erzähler bzw. bei erlebter Rede auf, ohne Dialoge:

Hans Wurst schulterte müde seinen Rucksack, während Hubert Handkäs die Tür öffnete, so dass Hans Wurst hinausgehen konnte. Während Gero L. Steiner ebenfalls den Raum verließ, und Hans Wurst ihm widerwillig folgte, sich fragend, wozu sie noch aufbrechen sollten, rief Gero L. Steiner nach Hans Wurst, damit er Hubert Handkäas daran erinnerte, die Schlüssel des Autos mitzunehmen. Hans Wurst hasste Schlüssel. Und Autos. Und Handkäs. Und Gero L. Steiner war nichts weiter als eine wässerige Flasche.

Das gesagt: Wenn ich bald über den Briefmarken sammelnden Kommissar Beppo Caputo Calzoni schreibe, der eine Mordserie in Schweden aufklären muss, ist dieser Thread Schuld s55.gif

(Oder wenn Benno und Heiko bald eine Freundin namens Sarah kriegen. Vielleicht eine Schwester? ;) )
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Re: Namen von Figuren und ihr Gebrauch

Beitrag von Jamie Allison »

Perry Clifton hat geschrieben: So 16. Mär 2025, 18:45 Hans Wurst schulterte müde seinen Rucksack, während Hubert Handkäs die Tür öffnete, so dass Hans Wurst hinausgehen konnte. Während Gero L. Steiner ebenfalls den Raum verließ, und Hans Wurst ihm widerwillig folgte, sich fragend, wozu sie noch aufbrechen sollten, rief Gero L. Steiner nach Hans Wurst, damit er Hubert Handkäas daran erinnerte, die Schlüssel des Autos mitzunehmen. Hans Wurst hasste Schlüssel. Und Autos. Und Handkäs. Und Gero L. Steiner war nichts weiter als eine wässerige Flasche.
Ja, das verdeutlicht das Problem sehr eindrücklich und macht mir auch wieder klar, warum ich den personalen Erzähler bzw. die erlebte Rede primär einsetze, wenn eine Person allein ist. Diese Szene hätte ich wahrscheinlich komplett anders geschrieben, vielleicht mit kurzem Dialog.

Hans Wurst schulterte müde seinen Rucksack, während ihm Hubert Handkäs die Tür öffnete, sodass er hinausgehen konnte. Widerwillig und sich fragend, wozu sie noch aufbrechen sollten, folgte er Gero L. Steiner, als dieser ebenfalls den Raum verließ.
"Hans!" rief ihm Gero noch zu. "Sag mal dem Hubert, er soll an die Autoschlüssel denken!"
Über die Schulter rief Hans nach hinten: "Hubert! Nimm die Schlüssel mit!"
"Was für Schlüssel?" hörte er Hubert verwirrt durch den Flur brüllen.
"Die vom Auto! Mit Schlüssel fährt sich's einfacher als ohne!"
"Ach so. Jo, hab."
Hans seufzte. Er hasste Schlüssel. Und Autos. Und Handkäs. Und Gero L. Steiner war nichts weiter als eine wässerige Flasche.

Hier haben wir nur Geros vollen Namen doppelt. Die Wiederholung kann aber wieder als Stilmittel dienen, um in diesem Kontext Distanz zwischen Hans als indirektem Erzähler und Gero auszudrücken. ;)
Perry Clifton hat geschrieben: So 16. Mär 2025, 18:45 Das gesagt: Wenn ich bald über den Briefmarken sammelnden Kommissar Beppo Caputo Calzoni schreibe, der eine Mordserie in Schweden aufklären muss, ist dieser Thread Schuld
Du wärst nicht der Erste, der aus einer spontanen, bekloppten Idee was Echtes machen will ... ;)
Perry Clifton hat geschrieben: So 16. Mär 2025, 18:45 (Oder wenn Benno und Heiko bald eine Freundin namens Sarah kriegen. Vielleicht eine Schwester? )
Das wäre dann jetzt der umgekehrte Reisinger-Effekt. :D Willkürlich zwei Namen aus dem Ärmel geschüttelt und kurz sinniert, woher die mir so bekannt vorkamen ... ;)
Zuletzt geändert von Jamie Allison am So 16. Mär 2025, 19:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Namen von Figuren und ihr Gebrauch

Beitrag von Perry Clifton »

Mensch Jamie, jetzt mach doch nicht mein schönes, schreckliches Beispiel mit deiner Ordnung kaputt! :D

Ja klar, so wäre das prima repariert. Aber das weicht der Frage nach den Namen aus, um die es ja eigentlich ging (und die wir mittlerweile ja bereits soweit geklärt haben :-)).

Die Lösung ist also: Wurst, Handkäs und Gerolsteiner futtern Calzone bei Beppo. Oder so. Fragt sich nur, was die Pizza Merda Grande da kostet s78.gif
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Re: Namen von Figuren und ihr Gebrauch

Beitrag von Jamie Allison »

Hm, also, wenn ich das nicht so reparieren dürfte und Hans Wurst als personalen Erzähler ohne Dialog beibehalten müsste, würde ich auch die Namen nur beim ersten Mal vollständig nennen, danach nur noch entweder Vor- oder Nachnamen, je nachdem, in welchem Verhältnis Hans Wurst zu den anderen steht. Jemanden, der ihm fast fremd ist, würde er gedanklich wohl eher unter dem Nachnamen abspeichern; einen guten Freund (oder ein lästiges, wässeriges Anhängsel, das seit ewigen Jahren irgendwie immer mit von der Partie ist, ohne dass das irgendwer offen hinterfragt) von der Tendenz her eher unter dem Vornamen. Ersetzung durch Pronomen bleibt bei dieser Struktur aber weiterhin schwierig ...

Mio grande passione es merda muy mucho! Ach nee, das war Espresso ... :D
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Re: Namen von Figuren und ihr Gebrauch

Beitrag von Perry Clifton »

Achtung hier kommen harmlose Calzoni... nix Caputo... :D

Okay, wir hören besser auf s40.gif

Ja, genau, das wäre eine gute Lösung. Ich finde auch, das Diskutieren hier hat mir bereits beim geistigen Sortieren geholfen.

Also, beste Lösung: den auktorialen Erzähler verwenden s77.gif
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Re: Namen von Figuren und ihr Gebrauch

Beitrag von Jamie Allison »

"Brainstorming! Wie kriegen wir unsere Personalprobleme in den Griff?"
"Umstellen auf Auktorial!"
"Donnerwetter, Sie sind ja ein Genie!"
:D

Aber ja, aus solchen Diskussionen kann man immer viel mitnehmen. :) Und sei es nur etwas Ordnung ins mentale Chaos ...
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