@Kara: Danke fürs Lesen und Kommentieren!
Insgesamt gut gefallen - das freut mich.
zu Julia: In Folge 4 sagte Charlotte, dass Julia sie ein wenig an sie selbst in dem Alter (5 Jahre zuvor) erinnert. Deshalb hat Charlotte sie ja kurzzeitig bei sich wohnen lassen. Dass Julia Charlotte verfolgt - sie kennen sich seit ein paar Tagen, Julia ist sehr jung, handelt unüberlegt - ich BIN Reporterin, da gibt es ein Geheimnis, also hin! Ein Nachdenken darüber, dass das ein Vertrauensbruch ist, das kommt ihr gar nicht in den Sinn. Ich wollte nicht alle Charaktere sauber nachdenkend Dinge tun lassen, sonst habe ich schnell das Problem, dass alle meine Figuren Charlottes (oder Hannahs, oder Yvonnes) werden.
Babysitterin: Ja, Charlotte will Julias Unüberlegtheit ein wenig einbremsen, und gefühlskalt ist sie in meiner Vorstellung überhaupt nicht. Was wäre die Alternative gewesen? Julia nach Hause schicken? Hätte sie das gemacht? So wie der Charakter in meinem Kopf ist, wäre sie an der nächste Ecke wieder umgekehrt. Oder sollte Charlotte das Treffen mit Phil in ein anderes Café verlagern, und dann nach zwei Seiten hin Vorsicht walten lassen (Julia, und diejenigen, welche Phil verfolgen)? Deshalb fand ich Julia durchaus interessant zu beschreiben: unüberlegt, irrational, und wenn sie selbst danach in einer ruhigen Minute darüber nachdenkt, hätte sie es anders gemacht. Aber eben nicht nach dem Belauschen eines geheimnisvollen Telefonats.
Ich frage mich bei solchen Szenen dann immer, wieviel von meinen Gedanken, warum die Figuren so handeln, muss ich explizit erklären, was kann ich überspringen, was kann sich der Leser selbst schnell zusammenreimen? Denn eine lange gedankliche Innenschau - das lese ich nicht so gerne. Hättest du diese Überlegungen dezidiert beschrieben? Als Dialog?
Phil hat damit kein Problem. Schließlich geht es ja nicht um Dienstgeheimnisse. Und beim Beginn der Verfolgungsjagd der Juwelenräuber war es eine ganz pragmatische Sache: Julia sitzt im Auto, Phil will los. Was soll er tun? Aussteigen, sie rauszerren, Zeit verlieren? Diesen Punkt finde ich jetzt nicht problematisch.
Aber, wenn die Beziehung Charlotte-Julia für dich als Leserin nicht so rüberkam, dann habe ich offensichtlich Aspekte, die in meinem Kopf klar sind, nicht ausreichen dargestellt. Was hättest du dir da noch erwartet? Noch einmal darauf eingehen, dass sie Charlotte an ihre Ankunft in Vancouver erinnert?
Die Aufträge: Du hättest etwas Krasseres erwartet, das hätte ich jetzt nicht gedacht. Gigantismus wird's in Band 6 geben

Ja, die Aufträge waren "mickrig", beschreiben aber neue Anwendungsmöglichkeiten, die Charlotte noch nicht gemacht hat (nicht der Kessel wird manipuliert, sondern das unrotierende Drumherum - sie arbeitet also indirekt; sie setzt ihre Gabe sanft ein, um einen temporären Effekt zu erreichen). Und um möglichst unterschiedliche Situationen - darum geht es mir in den ersten 6 Episoden.
Das Argument "Das geht auch anders" lasse ich aber nicht gelten. Dieses Argument kannst du bei jeder Autorenentscheidung immer anbringen: warum geht der Protagonist links ums Haus und nicht rechts, warum überfällt er diese gesicherte Bank im Stadzentrum und nimmt nicht die Filiale in einer Kleinstadt. Du schreibst selbst, vielleicht ist es bei dir anders. Aber ich habe irgendwann ein, zwei Ideen - die gefallen mir, die baue ich aus. Ich sammle nicht viele Einfälle, reihe diese akribisch und wähle dann aus.
Und mir persönlich reicht es in Geschichten, wenn die Protagonisten klar machen, dass sie etwas auch nicht verstehen. Charlotte denkt ja darüber nach, warum man diesen komplizierten Weg gewählt hat, findet aber keine Antwort. Und der Leser, der alles aus Charlottes Sicht erfährt, findet auch keine. M.E. ist das nur konsequent. Peacock wollte Charlotte ja weiter einsetzen, und als Anfang - er will testen, was sie wirklich kann, er kennt ja ihre Gabe nur durch Beobachtung - würde ich auch nicht direkt einen Mega-Heist ansetzen.
Dass dir die erste Hälfte gefällt,freut mich. Ich hatte schon Bedenken, dass Peacocks "Experiment" mit den drei Schaltern zu physikalisch und langweiliig ist. An der Szene habe ich lange herumgebastelt, damit es nicht wie eine Kopie von "Charlotte experimentiert mit Fotos und ihren blauen Ringen" rüberkommt.
-18 C in Vancouver: Ja, Heike hat das im Lektorat auch angemerkt. Hab's ja dann mit "Jahrhundertwinter" schnell noch erklärt

Und wer sagt, dass die allertiefste Temperatur schon in der Vergangenheit erreicht worden sein muss?
"Gekaufte, skurrile Milzbrandohrringe": Das nehme ich als "Worte der Rezension"
Das Ende auch mit Charlottes Gabe lösen? Wäre das nicht zu viel gewesen? Ich fand es beim Schreiben gut, auch mal andere Szenen zu haben.
Aber schön, dass es dir doch im Wesentlichen beim Lesen Spaß gemacht hat.
Folge 6 wird noch einmal um die Fähigkeitsanwendung herum geschrieben, danach ist eine Ausrichtungsänderung angedacht, und es wird wieder mehr in Richtung Folge 1 gehen, mehr Ermittlung, und auch Phil wird eine aktivere Rolle erhalten, zumindest mal als Versuch, Charlotte sozusagen als eine Art Deputy Detective.