Storylogik - Der penible Guide für verunsicherte Autoren ;)

Schreiben, Zeichnen, Filmen, Hörbarmachen: Habt ihr selbst Klappentexte oder ganze Geschichten verfaßt? Dann könnt ihr diese gerne hier veröffentlichen.
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Perry Clifton
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Storylogik - Der penible Guide für verunsicherte Autoren ;)

Beitrag von Perry Clifton »

Moinsen,

das Thema Logik in Geschichten taucht ja immer wieder auf. Oft von der Rezipientenseite in Form von "da gibt es ein Logikloch!" s51.gif

Auch von Autorenseite, indem man sich einen abbricht, um selbige zu vermeiden, oder gleich ganz drauf pfeift :D

In der Realität ist wahscheinlich wieder der Mittelweg das Beste... aber wenn man das Ganze jetzt mal nötig/unnötig penibel auseinandernehmen wollte... s100.gif Und nein, ich werde erstmal keinen eigenen Aufsatz vom Stapel lassen ;)

Wir können ja mal Aspekte sammeln und sie diskutieren. (Natürlich kann auch jeder seine Gesamtmeinung zu dem Thema loswerden).

Was mich persönlich etwas befremdet ist, wenn manche Leute ab und zu durchscheinen lassen, dass die Logik des Ganzen quasi die Geschichte IST. Diesen Ansatz kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.

Andererseits finde ich die Logik schon wichtig und verwende selbst auch viel Zeit darauf, dass alles (innerhalb gewisser Parameter, dazu später evtl.) stimmig ist.

Ein vorab etwas weiterführender Schritt ist die Betrachtung des Unterschiedes der "Logik in unserer realen Welt" vs. der "Logik innerhalb der erzählten Welt".

Das kann schon sehr interessant werden. Ein sofort einleuchtendes Beispiel: Fantasy vs. Krimi. Im Krimi sollte der Protagonist nicht einfach plötzlich fliegen können. In der Fantasy durchaus möglich.

Aber so einfach ist es dann doch wieder nicht; wenn im Herrn der Ringe Frodo plötzlich fliegen könnte (ohne Adler), wäre das auch dort ein deus ex machina und die Leute würden sich zu Recht beschweren. Da greift dann die "Logik innerhalb der erzählten Welt".

Wiederum ist es allerdings auch nicht so schön einfach, dass im Krimi oder woanders immer alles realistisch ist und in der Fantasy einfach prinzipiell alles möglich.

Die Logik der erzählten Welt kann auch ganz ohne Fantasy komplett abweichen und trotzdem nicht "falsch" sein.

Zwei Beispiele: bei Bud Spencer und Terence Hill ist es vollkommen logisch, dass die beiden sich stundenlang durch Horden von Gangstern prügeln und am Ende gewinnen, weil die sich ohne größeren Waffengebrauch verkloppen lassen und ohne, dass ein einziger Blutstropfen fließt. Ist doch normal :-D Und genau das wollen wir ;)

Ich kann mir die Leute vorstellen, die davor sitzen und sagen, das sei aus obengenannten Gründen ja unrealistisch. Öh, ja... Sinn der Geschichte nicht verstanden? s28.gif (Aber es ist ja auch nicht jede Geschichte für jeden das Richtige).

Kommen wir zu einem beliebten Zankapfel: Die drei Fragezeichen. Dort sind die Figuren in der Regel wesentlich abergläubischer als gewöhnlich und Verkleidungen sind weit mehr an der Tagesordnung. Außerdem ist der Aufwand, um ein Verbrechen zu begehen, oft wesentlich höher, als es realistisch wäre. (Ich merke das ganz uneigennützig an btw s95.gif s40.gif )

Das alles wird nun oft kritisiert... gemessen an absolut realistischen Maßstäben. Für andere wiederum gehört es nicht nur dazu, sondern ist geradezu das, was DDF und deren Reiz eigentlich ausmacht.

Bei TKKG gehört eben fest dazu, dass ein 13-jähriger Lauch mit ein paar Judo-Stunden auch ehemalige Preisboxer umnietet und NICHT zu einem Stapel Mettbrötchen verarbeitet wird. So ist das eben s72.gif

Aber das ist wirklich nur ein einziger Aspekt des großen Themenkomplexes und für "kein Aufsatz" schonmal ziemlich umfangreich. Ich lasse an dieser Stelle dann mal Raum für weitere Aspekte, Ansätze, Gedanken zu dem Thema s61.gif
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Re: Storylogik - Der penible Guide für verunsicherte Autoren ;)

Beitrag von marcm200 »

- "unrealistisch": Ein schwieriger Begriff bei fiktionalen Geschichten, denn er kann ja eigentlich nur bedeuten, unrealistisch in der Lebenswirklichkeit des Lesers. Die aber ist nur ein super kleiner Teil der "Realität", also: wer sagt, dass das, was der Autor beschreibt, nicht doch irgendwo genauso passiert (sehen wir mal von unwissenschaftlichen Dingen wie "Die Erde ist eine Scheibe" ab).

Außerdem: Ist es das Ziel eines jeden Autors, das Nachbarhaus zu beschreiben? Natürlich wird übertrieben, verändert, denn zumindest ich will keine Geschichte lesen, bei denen die Kinderdetektive beim ersten Anzeichen von Gefahr weglaufen und sofort die Polizei verständigen.

Insofern stört mich dieser "Unrealismus" nicht.

- "Logiklöcher": Ich suche sie auch gerne, denn es macht Spaß, sich so tief mit einer Geschichte (meist aus der Kindheit) zu beschäftigen. Wenn dieses Loch mich beim ersten Spaßlesen überzeugt, hat der Autor doch alles richtig gemacht.

Es gibt natürlich Dinge, die sind faktisch unlogisch, z.B. der tolle Namenstrick beim gelben Koffer in der Tkkg-Schmugglerjacht. Sicherheitseffekt für die Ganoven gleich null. Dennoch klingt es gut. Und die Geschichte darum ist spannend erzählt. Da stört es mich dann einfach nicht.

- "Zufall": Dann gibt es ja noch den "Zufall", der eine Geschichte gerne mal voranbringt. Auch den finde ich jetzt nicht unrealistisch. Denn fast jede Woche gewinnt jemand im Lotto, und das ist doch sehr unwahrscheinlich. Also, warumsollen Tkkg nicht einfach durchs Bahnhofsviertel kreuzen und einen Ganoven finden?

Zumal man ja immer das Argument bringen kann: Die Detektive erleben auch andere Dinge zwischen den Fällen. Oder Fälle, die nicht vorangehen. Das ist aber schlicht so langweilig, da schreibt keiner drüber. Also sind Tkkg nicht genau einmal durchs Viertel geradelt, sondern 100-mal, und schon ist es nicht mehr so zufällig. Stört mich also auch nicht.
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Perry Clifton
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Re: Storylogik - Der penible Guide für verunsicherte Autoren ;)

Beitrag von Perry Clifton »

marcm200 hat geschrieben: Do 29. Mai 2025, 10:15 "unrealistisch": Ein schwieriger Begriff bei fiktionalen Geschichten
Ja, absolut. Es ist schon der Grundsatz, es mit Fiktion zu tun zu haben, der deutlich vorgibt: Es KANN gar nicht alles zu 100% "real" sein (was auch immer das im konkreten Fall auch bedeutet). Das "Mischverhältnis" wiederum kann natürlich stark variieren.
marcm200 hat geschrieben: Do 29. Mai 2025, 10:15 denn er kann ja eigentlich nur bedeuten, unrealistisch in der Lebenswirklichkeit des Lesers
Das ist wieder ein Riesenfass für sich :-)

Wenn ich jetzt mal gemein bin und das Ganze auf eine philosophische Ebene ziehe: Wenn ein Paranoider eine Geschichte schreibt, in der ständig alle verfolgt werden... hat er dann nicht etwas *für ihn* hochgradig Realistisches geschrieben? s45.gif
marcm200 hat geschrieben: Do 29. Mai 2025, 10:15 Die aber ist nur ein super kleiner Teil der "Realität", also: wer sagt, dass das, was der Autor beschreibt, nicht doch irgendwo genauso passiert
Genau, das ist noch ein weiterer Punkt: Es gibt eigentlich fast nichts, was es nicht gibt. Selbst die Unwahrscheinlichsten Sachen sind mitunter schon irgendwann/irgendwo passiert.

Gut, fliegende Wale... zumindest gab es eine Doku darüber ;)
marcm200 hat geschrieben: Do 29. Mai 2025, 10:15 Natürlich wird übertrieben, verändert, denn zumindest ich will keine Geschichte lesen, bei denen die Kinderdetektive beim ersten Anzeichen von Gefahr weglaufen und sofort die Polizei verständigen.
Ja. Ein zentrales Element ist doch die Selbstständigkeit und Abenteuerlust der Kinder s55.gif (Und damit sind wir beim SINN der Geschichte, den ich persönlich immer viel wichtiger finde).
marcm200 hat geschrieben: Do 29. Mai 2025, 10:15 "Logiklöcher": Ich suche sie auch gerne, denn es macht Spaß, sich so tief mit einer Geschichte (meist aus der Kindheit) zu beschäftigen.
Da muss man wohl unterscheiden: Sucht man die Logiklücken zur Vertiefung des eigenen Verständnisses? Und zum Wissensgewinn? Oder verdirbt man sich nur selbst oder auch anderen die Geschichte durch die allzu bemühte Suche?

Jedenfalls: In eurem Podcast hat mich die logische Betrachtung nie gestört, weil ich immer etwas lerne, mir die Geschichte dadurch nicht verdorben wird und weil ihr ebenfalls immer im Blick habt, die Geschichte als solche "mögen zu wollen" :-) (Das einem eine Geschichte das aufgrund von Storyproblemen, die es natürlich gibt, mitunter schwerer macht, ist klar :D ).
marcm200 hat geschrieben: Do 29. Mai 2025, 10:15 Es gibt natürlich Dinge, die sind faktisch unlogisch
Genau. Die innere Logik sollte auf jeden Fall stimmen und nicht gebrochen werden. In der Fantasy genau so wie im Krimi. Wie man die Rahmengesetze der erzählten Welt aber festlegt, das bleibt einem selbst überlassen. Nur sollte man sie dann auch konsequent durchziehen.

Es geht wohl auch um "Glaubwürdigkeit". In einem forensischen Krimi ist eine streng "realwissenschaftliche" Herangehensweise glaubwürdig und sollte auch nicht von der echten Wissenschaft abweichen. In einem Fantasy-Roman ist alles glaubwürdig, was in der Welt glaubwürdig etabliert wurde.

Bei DDF sind exzentrische Hollywoodstars mit Geisterverkleidungen sowie abergläubische Leute, die auf alles hereinfallen, glaubwürdig. Ein Justus Jonas, der 100 Folgen lang alles rational betrachtet und aufklärt und dann plötzlich einen auf Real Life Emo macht ist es NICHT, so real das im wirklichen Leben auch sein kann.
marcm200 hat geschrieben: Do 29. Mai 2025, 10:15 Dann gibt es ja noch den "Zufall", der eine Geschichte gerne mal voranbringt
Da muss ich sagen, bin ich nicht nur selbst schuldig, es stört mich nichtmal s45.gif

Kommissar Zufall kann gerne soviel ranklotzen wie er möchte, ich nenne das einfach "Verdichtung des Erzählstoffes" s95.gif

Sicher, auch hier kann man Grenzen überschreiten, die aufgrund besagter Verdichtung in der Hörspielform sicher auch mal bei TKKG ziemlich in Mitleidenschaft gezogen wurden ;)

Aber gestört hat mich das nie. Warum auch?
marcm200 hat geschrieben: Do 29. Mai 2025, 10:15 Also sind Tkkg nicht genau einmal durchs Viertel geradelt, sondern 100-mal, und schon ist es nicht mehr so zufällig.
Exakt. Die narrative Verdichtung lässt halt die anderen 99 Male weg. Das ist schlicht sinnvoll.

Und genauso betrachte ich auch vermeintliche und echte Logiklücken:

Gibt es mögliche Erklärungen, die nicht allzu konstruiert sind und die etwas bereinigen? Okay, dann geht das klar, auch wenn sie nicht erzählt wurden. Der Autor soll ja schließlich unterhalten und wird nicht hinterher "geprüft".

Ergibt etwas auch mit gutem Willen keinen Sinn ohne extrem aufwändige Beugung der (erzählten) Tatsachen?

Yo, das ist eine Lücke in der Storylogik.
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Jamie Allison
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Re: Storylogik - Der penible Guide für verunsicherte Autoren ;)

Beitrag von Jamie Allison »

O'zapft is! :D

Für mich ist eigentlich immer klar: Wenn ich Tatsachenberichte will, lese ich Reportagen. Von einer Geschichte hingegen erwarte ich etwas völlig anderes. ;)

Hier ist die Unterscheidung zwischen "Logik/Realismus" und "innerer Logik" bzw. "innerer Konsistenz" zu treffen. Ersteres bedeutet, alles in einer Geschichte müsste sich in der realen Welt so abspielen und nach den Gesetzen des wirklichen Lebens funktionieren können. Letzteres meint, es gibt eine erzählte Welt, die einen bestimmten Rahmen vorgibt, und alles Erzählte hat innerhalb ebendieses Rahmens Sinn zu ergeben.

Nun ist es Geschichten nicht von Natur aus gegeben, logisch astrein und realistisch zu sein. Ja, das mag eine ziemlich radikal formulierte These sein, auf die sich jedoch jedwede Überlegung herunterbrechen lässt. Selbst in einer rundum realen Setting sind andere Elemente fiktional, und gewisse Widersprüche ergeben sich zwangsweise. Und das ist auch völlig okay so. Natürlich muss man sich dennoch an gewisse Gesetzmäßigkeiten halten, weil es sonst hanebüchen wird (z.B. kann ich nicht angeben, jemand fahre die Strecke von Hamburg nach München mit dem Auto in einer Stunde - das wäre beim besten Willen nicht zu schaffen), aber man kann bekannte Konventionen durchaus auch umdeuten oder komplett ignorieren, damit es für die Geschichte passt (man denke nur an diverse TV-Krimis und dabei vor allem an Ermittlungsmethoden, die jeden Polizisten im echten Leben den Job kosten würden).

Thematisch entfernt verwandtes Addendum direkt dazu, weil ich genau weiß, das kommt eh unweigerlich auf: Hierbei braucht es allerdings Fingerspitzengefühl, denn eine zu starke Beugung kann in Einzelfällen auch zum Selbstzweck werden. Wer mich lange genug kennt, erinnert sich wahrscheinlich an meine Rants darüber, wie eine (vermeintlich) moralisch überlegene Figur auf einmal mit schweren Straftaten davonkommt, weil sie ja nicht der Bösi McEvil der Folge ist (Brandstiftung aus Rache in DDF 211, Erpressung und üble Nachrede zwecks Schädigung eines politischen Gegners in TKKG 103 ...), und dafür auch noch von den Helden Applaus erntet. Mir erschien es immer schon abstrus, wie einige Leute einen Riesenhermann daraus machen, dass mal Nachschlüssel oder Dietriche zwecks Informationsbeschaffung zum Einsatz kommen, SOLCHE Sachen dann aber widerspruchslos hinnehmen ... wie ich schon mal sagte: "No need to kill your darlings in a literal sense of the term, but don't let them get away with bullshit, either." (Und das durchaus auch aus Autorensicht - ich hab innerhalb des derzeit laufenden Zyklus' schon zweimal an der Versuchung gekratzt, eine Figur, an der ich sehr viel Gefallen gefunden hatte, erfolgreich stiften gehen zu lassen, sie in beiden Fällen letztendlich aber doch in den Bau geschickt. Und sei's nur, damit mir keiner vorwerfen kann, ich würde nicht machen, was ich predige. ;) ) Hier ist aber glasklar der Einzelfall hinsichtlich der Abwägung von Realismus und erzählerischer Dienlichkeit zu unterscheiden. Manchmal beurteile ich das auch rein intuitiv, nicht nach festen Parametern. Mancher stört sich vielleicht auch daran, wie Tim in TKKG 79 an Wüstenherrs Geständnis kommt ... (Womit er im echten Leben freilich auch nicht durchkäme.)

Innere Konsistenz ist bei der ganzen Sache der Kasus knacktus. Auch in Fantasy oder Sci-Fi gibt es für die erzählte Welt gewisse Regeln, nach denen sie funktioniert, und diese müssen von vornherein klar sein. Abweichungen davon müssen innerhalb der Geschichte unter Anwendung der werksinternen Logik erklärt werden - egal, in welchem Genre oder Szenario. Heißt, wenn Frodo auf einmal Flügel wachsen, muss erklärt werden, wie das kommt (z.B. durch einen Zauber oder ein versehentlich eingenommenes, seltsames Serum). Genauso, wenn auf einmal mit Warp x 100 geflogen wird (z.B. kürzlich erfolgte technische Revolution in der Antriebsforschung). Und genauso - und damit kehren wir in "unsere" Banden- und Jugenddetektivwelt zurück -, wenn der 13jährige Judokünstler auf einmal einen Gangster anguckt wie 'n kaputtes Auto, dann verbissen mit ihm diskutieren will und dabei völlig vergisst, dass er auch Kampfsport beherrscht. ;)

(Zu letzterem Punkt könnte man eigentlich auch fast einen eigenen Thread über TKKG-Tropes aufmachen, so, wie wir es für DDF bereits im schwarzen Board haben. :D )

Kommissar Zufall: Gehört dazu. Nicht nur, aber auch und gerade bei TKKG. Und wer ausgiebig True-Crime-Podcasts hört, wird irgendwann feststellen: auch im echten Leben. ;)

Aufwand-Nutzen-Kalkulation. Ja, das Thema ist ein Dauerbrenner, nicht nur, aber vor allem bei DDF. :D Man kann sich natürlich fragen, wieviele Leute es wohl gibt, die kurz vor ihrem Tod noch Drohbotschaften auf Band sprechen, um ihre Angehörigen posthum mit Anrufen "aus dem Jenseits" terrorisieren zu können (Albrecht Demonius in TKKG 82, Metzla Holligan in DDF 76). Andererseits: 1) ergibt sich dadurch eine extrem geile Storyatmo, und 2) gibt es auch nichts, was es nicht gibt, und schon gar keine Garantie, dass so etwas im echten Leben noch nie probiert wurde. ;) (Witziger Zufall, jetzt lese ich gerade in euren Posts, dass ihr das Thema längst abgehakt habt ...) Oder Aktionen wie die Inszenierung einer Landung Außerirdischer - da wird bei der "bedrohten Ranch" im Buch aber ja sogar im Nachwort darauf hingewiesen, wie immens aufwändig die Aktion war, und wieviel man sich mit derselben Energie hätte ehrlich erarbeiten können. Und selbst, wenn so ein Hinweis fehlt - so what? Ich hatte eine atmosphärische Geschichte und Spaß für zehn dabei, also bitte schön. :)

Ertappt man sich selbst vielleicht mal bei Überlegungen in Richtung "Wäre das nicht auch einfacher gegangen?" Aus aktuellem Anlass: ja. ;) Spricht ein mögliches positives Ergebnis dieser Fragestellung gegen die Geschichte an sich, wenn diese spannend, unterhaltsam, interessant war? Nö. Ist man sich, wenn man selbst schreibt, im Klaren darüber, dass das eigene Gesamtwerk bei der gleichen Logikprüfung ebenfalls hoffnungslos durchrasseln würde? Sollte man immer, ja. ;)

Das nur mal als zwei Dublonen dazu. :)
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Re: Storylogik - Der penible Guide für verunsicherte Autoren ;)

Beitrag von Perry Clifton »

Jamie Allison hat geschrieben: Do 29. Mai 2025, 12:36 Zu letzterem Punkt könnte man eigentlich auch fast einen eigenen Thread über TKKG-Tropes aufmachen, so, wie wir es für DDF bereits im schwarzen Board haben.
Ernsthaft: mach mal :-)

Erstens bist du da thematisch breiter aufgestellt als ich und zweitens wäre das eine gute Sammelstelle, bei der auch andere User mal wieder im Hauptbereich mitmachen könnten (die sonst eher zu DISCORD gehen, die Lümmel! s76.gif )
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Re: Storylogik - Der penible Guide für verunsicherte Autoren ;)

Beitrag von P. Tesselbrück »

Im Grunde kann ich so ziemlich alles, was hier schon steht, unterschreiben. s55.gif

Die Geschichte muss eine innere Logik haben. Nehmen wir mal die Welt von Charlotte:
Wenn etabliert ist, dass Charlotte Blickkontakt mit dem gezeichneten Objekt haben muss, damit sie es über die Zeichnung manipulieren kann, dann muss das innerhalb der Geschichte jetzt so bleiben.
Aber da achtet Marc immer sehr genau drauf, dass seine Stories in seiner Welt konsistent sind.
Die Welt, die ich mir aufgrund der Geschichten im Kopf aufgebaut hab, funktioniert nicht zwangsläufig nach denselben Grundsätzen... ;)
Daher gibt es (vor Veröffentlichung) öfter mal Diskussionen:
"Ey, Marc, das geht doch gar nicht. Die Gabe funktioniert doch folgendermaßen..."
"Neee, nee, der Hintergrund ist viel eher..."
"Häh, aber hier schreibst Du doch.... Heißt das nicht, dass...?"
"Nein, es heißt..."
"Achso! Dann schreib das aber irgendwo explizit. Sonst gibt es da einen Widerspruch. Ich hab zumindest einen gesehen."
:)

Dass die Story unbedingt in den 60ern spielen soll, führt auch des öfteren mal zu "Problemen", s. Heimlich-Manöver. Wird dann, wenn es auffällt, auch möglichst angepasst.
Auf der anderen Seite gibt es einfach das Spezial-Papier, auf dem man unter Wasser zeichnen kann, weil *braucht's halt!* s40.gif

Logik-Lücken in Podcasts suchen: Darf man machen, sollte aber nicht alleiniger Zweck des Podcasts sein.
Verriss-Folgen können zwar manchmal auch amüsant sein, aber eine Folge, die ich überhaupt nicht mag, mit der will ich mich doch gar nicht so lange beschäftigen, wie die Vorbereitung eines Podcasts es verlangt.
Grundsätzlich finde ich, sollte man die besprochenen Hörspiele wertschätzen und sich auf die jeweilige Welt einlassen.

Gerade bei Folgen, die ich seit der Kindheit schon 1000fach gehört habe, und immer noch mag, fallen mir manche Sachen erst beim 1793. Mal anhören bzw. bei der Vorbereitung des Podcasts überhaupt auf.
Oft hilft dann schon ein Blick ins Buch: dort ist was erklärt, was es nicht ins Hörspiel geschafft hat - Logiklücke geschlossen.
Wenn das nicht so ist, versuche ich mir eine in-Story-Erklärung zu basteln.
Beispiel: Woher weiß der Protagonist von Ereignis XY? On Screen hat ihm keiner davon erzählt.
Mögliche Erklärung: Sein Kumpel kommt Mittwochs immer vorbei, um das Meerschweinchen zu streicheln. Und besagter Kumpel hat auf dem Weg zur Arbeit heute morgen zufällig im Radio gehört...
Wurde in der Story halt einfach nicht erzählt, weil das nichts zur Sache tut.
Problematisch wird es nur, wenn der Protagonist seit dem Ereignis XY bei Bösi McEvil im Schrank eingesperrt war. Dann *kann* er davon nichts wissen - das ist dann ein Logik-Loch, und das sollte man auch so benennen dürfen.

Andersrum als Autor: Man muss nicht immer alles erklären. Wenn der Leser sich eine Erklärung wie oben zusammenbasteln kann, fein.
Wenn gar nichts mehr der eigenen Fantasie überlassen wird, kann es auch wieder anstrengend werden. Daher wehrt sich Marc gelegentlich auch gegen Nachfragen meinerseits...
"Ist doch egal. Das bleibt jetzt so!" :)
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Re: Storylogik - Der penible Guide für verunsicherte Autoren ;)

Beitrag von Perry Clifton »

Nix mehr hinzuzufügen :-D

EDIT: Ach, doch noch was, nur damit der Begriff hier auch in dem Zusammenhang mal fällt - suspension of disbelief.

Die willentliche Aussetzung des Zweifels, wenn man sich auf eine fiktionale Geschichte einlässt. Da mag es für manche unterschiedliche Schwellen geben, ab denen das nicht mehr möglich ist; aber was allgemeine Kriterien sein können, haben wir ja gut herausgearbeitet :-)
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Re: Storylogik - Der penible Guide für verunsicherte Autoren ;)

Beitrag von Jamie Allison »

P. Tesselbrück hat geschrieben: Do 29. Mai 2025, 17:25 Daher gibt es (vor Veröffentlichung) öfter mal Diskussionen:
Tja, und dann gibt es "No beta, we die like men." Gängiger Slang auf der anderen Plattform, auf der ich mein Zeug hochlade, und meint ...
P. Tesselbrück hat geschrieben: Do 29. Mai 2025, 17:25 "Ist doch egal. Das bleibt jetzt so!"
... das da. ;)

Das wollte ich beim Grafenkerker eigentlich noch mit ins Resümee bringen. Dort war ich dahingehend im Nachteil, dass ich wirklich alles in der Reihenfolge schreiben musste, in der es da steht. Normalerweise entstehen bei mir durchaus Zwischenkapitel, ehe ich mit der Storyline überhaupt so weit bin, sodass ich diese dann nur noch sinnvoll verknüpfen muss. Das und die Tatsache, dass ich zur Not in früheren Kapiteln noch Sachen abändern oder hineinfriemeln kann, verhindert meist die wirklich gravierenden Logiklücken. Geht bei so einer Veröffentlichungsweise natürlich schlecht ...
P. Tesselbrück hat geschrieben: Do 29. Mai 2025, 17:25 Mögliche Erklärung: Sein Kumpel kommt Mittwochs immer vorbei, um das Meerschweinchen zu streicheln. Und besagter Kumpel hat auf dem Weg zur Arbeit heute morgen zufällig im Radio gehört...
Du meinst, das titelgebende Geiseldrama in TKKG 26 hätte sich ganz einfach verhindern lassen, wenn die Oliviri einfach mehr für Meerschweinchen übrig gehabt hätte? ;)

Aber ja, Logiklücken hat HGF beim Kürzen gern mal in Kauf genommen. Weil er einfach wusste, dass es beim Erzählen gar nicht sosehr darauf ankommt. :)
P. Tesselbrück hat geschrieben: Do 29. Mai 2025, 17:25 Logik-Lücken in Podcasts suchen: Darf man machen, sollte aber nicht alleiniger Zweck des Podcasts sein.
Verriss-Folgen können zwar manchmal auch amüsant sein, aber eine Folge, die ich überhaupt nicht mag, mit der will ich mich doch gar nicht so lange beschäftigen, wie die Vorbereitung eines Podcasts es verlangt.
Grundsätzlich finde ich, sollte man die besprochenen Hörspiele wertschätzen und sich auf die jeweilige Welt einlassen.
Hätte ich nicht treffender zusammenfassen können. :)
Perry Clifton hat geschrieben: Do 29. Mai 2025, 18:03 Ach, doch noch was, nur damit der Begriff hier auch in dem Zusammenhang mal fällt - suspension of disbelief.
Das sollte vom Rezipienten eigentlich erwartet werden können (natürlich mal davon abgesehen, dass gravierende Fehler trotzdem passieren können und man sich schon manchmal fragt, ob das Lektorat oder die Regie da gepennt hat ... :D ), aber die Logikpolizei hat ein sehr lautes Einsatzhorn ...
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